Ausbrennen oder weiterbrennen? – Über künstlerische Krisen und wie man sie überwindet

Wie es sich für Künstler gehört, haben wir spät abends gezecht und uns mehr oder weniger betrunken folgende Fragen gestellt: Wie kommt es, dass manche Künstler im Lauf ihres Lebens ihr Pulver verschossen haben? Verlieren sie irgendwann ihre Superkräfte? Und wo kommt diese unglaubliche Energie her, die viele ganz am Anfang ihrer Karriere ausstrahlen? Kann man die sich erhalten oder wieder zurückgewinnen? Und welche Rolle spielen dabei schmerzvolle Erfahrungen? Hört selbst, welche Erleuchtungen uns zu nächtlicher Stunde kamen.

12 Kommentare

  1. Hey ihr Lieben,

    vielen Dank für die tolle Folge.
    Ich fand es wichtig, dass ihr zum Schluß noch den Geschmack des Rezipienten angesprochen habt.

    Ich würde es eventuell noch etwas anders ausdrücken.
    Ich glaube es kommt darauf an, dass ein Werk im Rezipienten etwas zum Schwingen bringt, dass er etwas damit anfangen kann und dass es ihn auf die eine oder andere Weiße bereichert/beschenkt.
    Und so ungern ich das sage, aber das können dann tatsächlich auch so Songs wie „Atemlos durch die Nacht“ beim entsprechenden Klientel.
    Vielleicht gibt es Menschen, die genau diese Sehnsucht nach dem sehnen was in diesem Song beschrieben wird, weil sie Sehnsucht nach Unbeschwertheit, Abenteuer und Liebe haben. Und jemand wie ich, würde sagen: „Was ist das für ein künstlicher/unechter Bullshit?“.

    • Haste Recht, Benji, ich hab auch den Verdacht, dass es sich so verhält. In unserer Dezemberfolge wollen wir über das Zitat ‚Schönheit wird die Welt retten‘ reden (aus Der Idiot von Dostojewski), und ich werd da noch mal auf Helene Fischer zurückkommen.

  2. Interessanter Talk, wenn mir persönlich auch zu sehr aus dem Metier „Musik“ kommen.

    Aber umso mehr kann ich meine Beobachtungen zu Regisseuren von Filmen einwerfen.
    Blicken wir beispielsweise auf Aronofksy oder Nolan.
    Das Erstlingswerk, jeweils ein Schwarz-weiß „hingerotztes“ low-budget Werk, dass schon den neuen Blick ankündigte und auf das New-Hollywood der 70er und 90er noch einen drauf setzte.

    20 Jahre später sind die beiden bei weiten nicht ausgebrannt, sondern verarbeiten ihre Themen in immer spektakulärer werdenden Blockbustern, die mehrere 100 Mio. $ verschlingen und die Welt immer noch gebannt auf die Leinwand blicken lassen (Ich spiele hier insbesondere auf „Noah“ und „Interstellar“ an).

    Natürlich gibt es auch Regisseure, die mal ausgebrannt sind und wieder zu alter Glanz und Glorie gefunden haben. Ich denke hier an Martin Scorsese, der nach Goodfellas in den 90er der Alkoholsucht verfiel, der aber spätestens seit Mitte der 2000er wieder kontinuierlich liefert und nach seinem Publikumserfolg „The Wolf of Wall Street“ das nischige, aber nicht minder gewaltige Werk „Silence“ vorliegt, nur um drei Jahre später seine Mafia-Tetralogie mit „The Irish Men“ zu vervollständigen.
    Der Typ ist jetzt um die 80 und dreht weiter Filme wie am Fließband. Einer besser als der andere.

    Um nicht völlig abzuschweifen: Klar, ein Sänger bringt sich in sein Werk ganz anders an als ein Regisseur. Der Sänger ist im besten Fall Visionär und Vortragender zugleich und nicht zuletzt auf der Bühne einfach ein „Mensch“, der dank seiner Stimmmodulation schon Gefühle ausdrücken kann.
    Der Regisseur ist eher der Mann hinter dem Vorhang, der aus jedem das Beste herausholen muss und seine Vision im Auge behält.

    Ein Talk zu den Unterschieden zwischen den verschiedenen Kunstformen wäre sicher sehr spannend 😉

    Filmtipp zum Thema: The House that Jack Built von Lars von Trier (ist gewohnt blutig, brutal, obszön, aber Kunst)

    Noch ein Wort zu Superzwei:
    Wir hatten als Kind nur die Platte „Karikatour“ und haben die rauf und runter gehört und vieles davon hat mich wirklich lange begleitet – auch die „Tigerbadehose“.
    Am besten gefallen hat mir damals immer „Captain Zero“ („Ich habe ihn hinausgejagt den dämonischen Geist“ – jap, leider oder zum Glück kann ich viele Texte auswendig vom „Platzanweiser“ bis zum „Sende meeeeinnnen Pastor, denn dir wird auch dafüüür bezahlt“ – unbezahlbare Komik).

    Und ja, zur eurer Frage: Ich habe viel später dann mal „Mr. Pharao“ auf YouTube entdeckt und nein! es hat mich einfach nicht abgeholt. Diese Erfahrung spricht ja für eure These.
    Aber da ichs euch nicht zu leicht machen möchte: „Ich hätte gern ein letztes Interview“ hat mich bis heute völlig geplättet, kann man immer wieder hören und mitstaunen.

    Und eins noch: „Der Kurt ist tot“ fande ich immer lustig, auch wenn ich nicht wusste, wer Kurt Cobain war.

    Und jetzt sitze ich hier und kommentiere bei den Erben des heiligen Kurts.

    • Hey, cool, dass Du Filme als Gegenbeispiele bringst. Das ist ja eigentlich mein Lieblingsthema. Tarantino hat ja mal gesagt, das in jedem Regisseur höchstens 10 Filme stecken, oder so (ich dachte eigentlich, dass hätte ich im Talk auch erwähnt – aber wahrscheinlich ist das der Alkoholschere zum Opfer gefallen…). Das spräche für unsere These – aber Deine Beispiele sind mindestens die Ausnahme der Regel, wenn nicht ihre Widerlegung, schon klar. Aber es gibt schon auch Regisseure, die in der Frühzeit abgeliefert haben und dann wurde es immer seichter. George Lukas zB (THX ist großartig, Star Wars auf seine Weise natürlich auch – und dann wird es finster).

      Allgemein zu Filmen. Du hast schon Recht, zurzeit sind wir sehr Musiklastig. Das liegt aber auch natürlich daran, dass sich Popsongs als knackige Beispiele oft anbieten, da sie jeder kennt und man nicht erst den Inhalt erklären muss. Aber ja, mehr Film. Da rennste bei mir ja offene Türen ein. Wir werden demnächst auf jeden Fall einen Talk über Fight Club machen. Darauf freue ich mich schon SEHR.

      Filmtipp zum Thema: The House that Jack Built von Lars von Trier (ist gewohnt blutig, brutal, obszön, aber Kunst)

      Yep. Hat mir auch sehr gut gefallen. Heftig, und eben Trier. Aber sehenswert (wenn man so was abkann).

      Und danke für die superzwei-Blumen. Das weitet mein Herz ja zu einem saftigen Steak. 🙂 Ehrlich gesagt ist letztes Interview auch einer meiner Lieblings-Songs. Ich bin mit der Produktion nicht mehr so ganz zufrieden, hätte den gerne grungiger produziert gehabt. Aber als Song ist der wirklich stark. Und Live hat Schmittie da immer zum Playback ne tolle Akkuklampfe dazu gespielt – das hat das Ganze noch erhabener gemacht. Und ich habe ihn live auch noch geiler gesungen (manchmal wäre es wirklich besser erst mit Songs auf Tour zu gehen, bevor man sie aufnimmt). Leider haben wir letztes Interview schon seit mindestens 15 Jahren nicht mehr live gespielt. Traurig aber wahr.

      Du siehst, Du hast dem Jay eine große Freude mit Deinem Kommentar gemacht 🙂

      LG,
      der Jay

      • Na, das freut mich doch.
        Das Lob hatte sich bei HossaTalk nie so angebietet.

        Ohja – auf euren FightClubTalk freue ich mich schon heute.
        Am 04.12 kommt ja der neue Fincher auf Netflix.

        Bei Regisseuren ist es wirklich schwierig, bei Schauspielern wird es fast unmöglich das einzuordnen (Bsp.: Robert DeNiro – spielt der manche Rollen nur, weil er eben Bock hat und weiß, dass er keinen mehr was beweisen muss?!! :D)

        Das letzte Interview hat ja auch DAS Thema der Christenheit, über das man ein Leben lang nachdenken kann 🙂

  3. Klasse Talk!! Vielen Dank ihr beiden!!
    Über Energie sprachen Gofi und ich vor einiger Zeit in einem anderen Zusammenhang. Von wegen der unterschiedlichen Formen derselben ploppte in mir das Bild eines Motors auf: Der hochtourig drehende Benziner, mit dem du mit schnellem Puls, lautem Getöse und viel Spass Bergpässe rauf- und runterknallen kannst im Vergleich zum drehmomentstarken Diesel, der niedrigtourig schon immense Kraft freisetzt und dich entspannt inclusive Wohnanhänger in berauschend schöne Landschaft transportiert. Irgendwie die gleiche Kraft, die aber unterschiedlich freigesetzt wird und sich auch anders anfühlt.
    Letzterer (der Diesel 😉 wird vielleicht auch älter … 🙂

  4. Kristian Baltruweit
    Ich hätte da noch eine andere Erklärung (ergänzend zu euren) nämlich eine statistische. Und zwar kommt auf jedes „Feuerwerk“ aus der Frühzeit einer Band oder eines Künstlers hunderte bis tausende Debüt-Alben/-Romane, die durchschnittlich bis schwach sind und keinen Erfolg haben. Denen schenken wir keine Aufmerksamkeit sondern sehen nur die Erstwerke der wenigen Stars.
    Und danach? Das Phänomen nennt man Regression zur Mitte: Extremwerte auf einer Skala produzieren bei Messwiederholung oder Korrelation immer weniger extreme Werte. Die Wahrscheinlichkeit einmal ein richtig geiles Album/Buch/Film zu produzieren ist sehr klein, die Wahrscheinlichkeit, danach nochmal ein ähnlich gutes Werk zu produzieren ist auch entsprechend klein.

  5. Alter Schwede, wieder einmal habt ihr ins Schwarze getroffen, was mein Musikverständnis angeht. Ganz oft sind es die gärigen Jugendwerke die einen umhauen. War zwischen 16 und 25 selbst als Liedermacher aktiv (also vor über 25 Jahren 😉 und habe letztens meine alten Texte uns Akkorde gefunden. Je früher desto ungefilterter waren die Songs.
    Jetzt hab ich richtig Lust mir die Klampfe zu schnappen und sehen was passiert.
    Und ja, IN VINO VERITAS 😉🍷🍷

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