‚Watchmen‘ von Alan Moore und Dave Gibbons ist nicht nur einer der bedeutendsten Comics, sondern gehört auch zu den wichtigsten Romanen des 20. Jahrhunderts. Und wer ihn heute liest oder Zack Snyders Verfilmung schaut, kann nicht anders, als die Parallelen zu unserer heutigen Zeit zu bemerken. Jay ist so begeistert von diesem Werk, dass er daraus seinen neusten Fan Edit gemacht hat. Herausgekommen ist ein viereinhalbstündiges Opus, das sich so genau an die Comicvorlage hält, wie es nur geht. Und das ist eine Leistung, denn die Erzählweise des Buches ist äußert komplex und besteht aus mehreren Erzählsträngen, die parallel laufen und sich gegenseitig kommentieren. Wir reden über Jays Herangehensweise, welches Filmmaterial er benutzt hat, aber auch darüber, was ‚Watchmen‘ so beklemmend aktuell macht und was wir daran lieben.

Yeees!
Die Graphic Novel war das allererste Buch meines Lebens, bei dem ich, nachdem ich die letzte Seite gelesen hatte, direkt wieder von vorne begonnen habe. Ich war etwa 18 und so ein vielschichtiges Buch (geschweige denn Comic) hatte ich bis dahin noch nicht gelesen.
Vor wenigen Tagen habe ich Jays Edit gesehen und war komplett begeistert!
Freue mich auf die Folge (hoffe, ich komme bald dazu)!
Grüße
Endlich kam ich dazu, die Folge zu hören! 🙂
Es war spannend, in Jays Arbeits- und Planungsprozess mit reingenommen zu werden. Und auch zu erfahren, was bereits ge-fanedited war und welche Elemente schon vorhanden waren.
So viel Arbeit und dann am Schluss die Frage: „Who watches the Watchmen-FanEdits?“ 😉
Also, ich habe ihn sehr genossen und fand, dass er so nah am Comic war, wie es wahrscheinlich möglich ist. Hut ab, vor dieser Leistung, Jay!
Das Kino habe ich damals sehr enttäuscht verlassen, weil ich das Comic so liebe – und der KinoCut einfach zu kurz griff. Und wo war der fucking Squid?!?
Ich finde übrigens auch, dass das Vermischen von animierten und Realfilm-Sequenzen sehr gut zum Stoff passt. So wie der Roman mit den Textgattungen spielt und zwischen ihnen hin und her springt, fühlen sich die Wechsel von Film, Cartoon, Mockumentary, Werbung und Motion Comic in deinem Cut stimmig an.
Und die „Black Freighter“-Sequenzen haben mir im Kino damals auch sehr gefehlt. Geil, dass du sie reingenommen hast!
Im Comic gefiel mir die Spielerei eines „Comics im Comic“, und wie sich Handlungsstränge, Panels und Captions verwoben haben.
Ich meine der Held der „Black Freighter“-Episode will Menschen retten, die der Vernichtung geweiht sind – und auf dem Weg dorthin wird er selbst zur wahnsinnigen, entmenschlichten Verkörperung des Untergangs. Da klingelt doch was, wenn man sich die Handlung des (Über-)Comics anschaut.
Aber auch im Bezug auf das Worldbuilding von Moore ist der „Comic im Comic“ wichtig.
In der Welt von Watchmen boomen Piraten-Comics. An Superhelden-Stories besteht wenig Interesse, weil die rennen ja draußen herum. Hollis Mason war noch von Superman inspiriert, aber er und seinesgleichen tauchen dann nicht mehr auf…
Das sind diese Details, die Watchmen so tief machen.
Auch geht die Dekonstruktion der Comichelden noch viel weiter, als ihr es angesprochen habt:
Es ist kein Zufall, dass sich die Minutemen in den 30ern zusammen finden. Naive Held*innen in einer einfachen Welt. Gut gegen Böse. Cops gegen Räuber, später gegen Nazis. Simple Plots.
Damit greift Moore die Golden Age der Comics auf, wo naive Helden wie Captain America oder Superman gegen das Böse kämpften.
Die Watchmen, in den 50ern repräsentieren die Silver Age. Hier tauchen Held*innen auf, die durch Unfälle oder Wissenschaft zu dem wurden, der sie waren. Die aber auch tiefschichtigere Persönlichkeiten hatten, teilweisemit ihrer Verantwortung oder einer gewissen Unkontrollierbarkeit haderten. Spiderman ist da ein sehr bekannter Beispiel.
Marvels Helden generell wurden als „flawed and self-doubting“ geschrieben.
Das alles, neben dem politischen Scharfsinn, macht Alan Moores Schreibe so fantastisch.
Ich möchte an dieser Stelle sein Comic „League of Extraordinary Gentlemen“ empfehlen.
(Denn „V for Vendetta“ ist bei weitem nicht sein „anderer großer“ Comic.
Die Verfilmungen sind leider immer nur so mittelmäßig bis scheiße.
From Hell, V for Vendetta und LoEG…) naja.
LoEG ist eine geile Spielerei mit dem klassischen Superhelden-Topos. Hier bedient sich Alan Moore ausschließlich bei der Viktorianischen Literatur. Die Superhelden stammen aus den Werken von Arthur Conan Doyle, HG Wells, Jules Verne und Co.
Das funktioniert hervorragend und macht besonders Spaß, wenn man die Vorlagen auch kennt. 😉
So. Ich glaube, ich bin alle meine Gedanken losgeworden und jetzt….
…lese ich Watchmen weiter.
„Die Watchmen, in den 50ern repräsentieren die Silver Age.“
Vertippt. Meinte die 60er
Danke für die tollen Gedanken, Ergänzungen zum Talk, Gerrit.
Und es freut mich natürlich tierisch, dass dir mein Watchmen Edits so gut gefallen hat.
Erst nachdem ich den Comic gelesen hatte, konnte ich übrigens den Frust über die Snyder-Verfilmung verstehen. Ich hatte ja erst den Film gesehen und war ziemlich begeistert über den Film. Und der DC legte dann noch einen drauf (mit dem ultimate cut könnte ich vor der Comic Lektüre eher weniger anfangen, weil ich überhaupt keinen Bezug zwischen Filmwelt und Black Freighter Animationen herstellen konnte. Als ich das Comic las änderte sich das dann).
Aber ja, im Vergleich zum Comic ist der Film natürlich um einiges flacher (die gerade auch in Deutschland erschienene 2 teilige Animationsverfilmung, die ich ja auch für meinen Edit benutzt habe, kommt dem Comic deutlich näher. Snyder hat dafür mehr Wums und spektakuläreren Bilder).
Aber deshalb gibt es jetzt ja meinen Fanedit. 🙂
LG,
der Jay
Cool. Genau den Comic habe ich in den letzten Tagen zum ersten Mal durchgelesen. Super intensives Erlebnis…Story, Bildsprache, Charaktere, Vielschichtigkeit… war wie gebannt. Und nun euer Talk dazu – hat mir sehr gefallen! Meine Frage: Jay, wo kann ich deinen Edit anschauen?
Tja, einfach mal bis zum Schluss hören 😅und nicht während des Hörens Kommentare tippen ⌨️. Jay, kannst du mir den Link senden?
You got Mail.
Jay