Timotheus Büttner: Worte wie Wasserfell

Timotheus Büttner, Worte wie Wasserfell, 70 x 50 cm, 2021

Über das Werk von Timotheus Büttner

Seine aktuellen Fotoarbeiten, sind als Crossover zwischen Ton und fotografischem Bild konzipiert. Sie sind das Ergebnis eines langen künstlerischen Forschungsprozesses, der das Ziel verfolgte, eine Tonaufnahme, insbesondere die der menschlichen Stimme, in das fotografische Bild zu belichten und damit die üblichen Grenzen der Porträtfotografie zu hinterfragen und zu erweitern. Die Prämisse, dass die Einzigartigkeit einer menschlichen Stimme ebenso identitätsstiftend und charakteristisch sei wie ihre visuelle Erscheinung, stellt die Grundannahme seines konzeptuellen Ansatzes dar.

Neben dem fotografischen Porträt nimmt Büttner eben auch die Stimme des Dargestellten auf und bindet sie in die Fotografie ein. Zu diesem Zweck hat er unter den Fotowannen Lautsprecher positioniert, die die entwickelten Porträtabzüge im Wasserbad von unten beschallen. Tiefe Audiowellen unterstützen die Sprachaufnahmen und versetzen die Wasseroberfläche in wellenförmige Bewegung. Erneut fotografiert, entstehen hybride Klangporträts, die teils nur subtil bewegt erscheinen, teils stark verzerrt und teils als ahnungsvolle Abstraktion unscharf sind. Ob die visuelle Erscheinung eines Menschen mit der akustischen konkurriert oder eher mit ihr harmoniert, bleibt dem Auge des Betrachters überlassen.
Einige seiner Porträts nahm Büttner unter anderem während eines humanitären Hilfseinsatzes im Flüchtlingslager „Moria“ auf der Insel Lesbos auf, welcher seine weiteren künstlerischen Studien maßgeblich beeinflusste.

Neben großformatigen Fotografien umfasst sein Werk die Klanginstallation „intermezzo“, die nicht nur den künstlerischen Prozess in den Fotowannen veranschaulicht, sondern sich auch mit der Konstruktion und Dekonstruktion nationaler Identität, der Sprache und ihrer Semantik sowie der Frage der kulturellen Abgrenzung beschäftigt.

„Ich suche nach dem ‚Dazwischen‘, dem ‚Sowohl-als-auch‘ in den Dingen, die sich zwischen den bildenden Künsten und insbesondere der Musik, zwischen Fotografie und Skulptur, zwischen Semantik und Sprachmelodie, zwischen künstlichen Frequenzen und der menschlichen Stimme, aber auch zwischen Menschen mit unterschiedlicher Geschichte und kulturellen Wurzeln finden lassen.“

Timotheus Büttner
Timotheus Büttner

Timotheus Büttner, geboren 1987, lebt und arbeitet in Deutschland. Da er sowohl bildender Künstler als auch Musiker ist, bewegen sich seine Arbeiten oft im Grenzbereich zwischen Fotografie (analog/digital), Installation und Klang. Sein Interesse, die konventionellen Gattungsgrenzen in Frage zu stellen, ungewöhnliche Techniken auszuprobieren und verschiedene Disziplinen zu vereinen, bildet den Kern seines Werkes. Im Jahr 2019 war er Teil des Performance-Teams von Marina Abramović und Lynsey Peisinger für das partizipatorische Kunstprojekt "Anders hören- Die Abramović- Methode für Musik" an der Alten Oper Frankfurt. Das experimentelle Projekt entwickelte einen Ansatz, der das traditionelle Konzert neu überdenkt und Musik zu einem intensiven Erlebnis macht. Für seine fotografischen Soundinstallationen erhielt Timotheus Büttner 2020 den Kunstpreis für interdisziplinäre Projekte ("Beethoven Reloaded -Kunstpreis für interdisziplinäre Projekte").

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