15.03.2024 bis 13.04.2024 | Theater Verlängertes Wohnzimmer
In diesem Stück spielt unser Hörer und Freund Roland Eisner die Hauptrolle. Es ist ein Stück über einen Typen in der Badewanne. Es geht um Erziehung und das, was sie mit Menschen macht. Darum, dass Menschen sie nicht loswerden, egal was sie tun und wohin sie gehen. Dass Eltern in den Kindern fortleben, ob sie das wollen oder nicht, so, wie deren Eltern in ihnen überlebt haben. Es geht um erlernte toxische Männlichkeit. Es geht um dysfunktionale Beziehungen. Es geht um Status. Es geht um die Angst vor dem Scheitern und dem Nichtmehrversuchen. Es geht ums Verstecken. Es geht um den Wunsch, sich zu zeigen. Es geht ums Spielen.
Ein Mann, der die Badewanne nicht mehr verlässt ‐ diese kafkaeske Situation bildet den Ausgangspunkt und Rahmen für den komplexen, wendungsreichen Text, der assoziativ Erziehung, Freiheit, Pflicht, Scham und Verantwortung verhandelt. Wie im Traum entfalten und entwickeln sich die Figuren rund um den Wassermann, die viele Deutungsebenen offen lassen: Traumata? Geister? Epigenetik? Trotzdem bleibt das Stück leicht, verspielt, manchmal slapstickartig, dann wieder gespickt mit mythologischen, religiösen und psychologischen Andeutung, die dem Zusehenden durch die hohe Dichte und Geschwindigkeit ständig neue Perspektiven eröffnet. Eine systematische Überfordung, die rauschartig resoniert. Bei all der intellektuellen Stimulation überraschen aber vor allem die intimen Diologe und plötzliche emotionale Nahbarkeit. Dies gelingt nicht zuletzt durch die Prämisse des Stückes — ein Mann, der die Badewanne nicht mehr verlässt —, die die Frage nach Scham, Versöhnung und Veränderung von Sekunde Null auf einen einzelnen körperlichen Akt herunterbricht: Kann es dem Wassermann gelingen aus seiner Wanne zu steigen?
Großartiges Ensemble, das die Figuren temporeich, schillernd und vielschichtig zum Leben erweckt.
Unbedingte Empfehlung.