Es gibt im Alltag ja immer wieder Situationen, die man sich eigentlich nicht wünscht, die aber leider unvermeidlich sind. Zum Beispiel in einem überfüllten Wartezimmer zu sitzen und auf einen Arzttermin zu warten, den man nie vereinbaren wollte.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, mit Situationen wie diesen umzugehen. Man kann sich ablenken, ein Buch lesen oder eine Illustrierte mit vergilbten Seiten und Kochrezepten durchblättern, planlos mit dem Handy durchs Web surfen – oder zuhören.
Eine Freundin von mir, Elisa, hat Letzteres getan. Und dabei fiel ihr auf, dass sich in den Gesprächen der anderen Patient*innen ein kleines Wort immer und immer wiederholte: die. Womit ‚die anderen‘ gemeint waren, die, die nicht wir sind und die auch nicht so sind wie wir.
Darüber hat sie ein kurzes Gedicht geschrieben, dass ich ganz fantastisch finde. Ich habe sie gefragt, ob ich Dir das Gedicht zeigen darf, und sie war damit einverstanden. Danke, Elisa!
die
das sind die anderen
auf der anderen Seite
hinterm Zaun
oder hinter der Mauer
die können alles
und wir nichts dafür
die sind anders
als wir
die verstehen uns nicht
und wir nicht die
überhaupt fragen wir uns
warum die
das so machen
und so sind
wir fragen uns
aber fragen nicht die
(Elisa Watanabe, 2023)
