(1)
Als ich das erste Mal der großen Liebe begegnet bin, hat sie mich
überschwemmt.
Ich meine nicht: romantische Liebe.
Ich meine: die große Liebe.
Die, von der man sagt, dass sie über allem steht. Die sich in allem und durch
alles hindurch in die Welt hineinliebt.
Ich dachte: so geht Liebe also. Fluten und überfluten im Highspeed.
Danach habe ich Ebben gesucht und auf Fluten gewartet.
Ich habe mich über Wasser gehalten.
Nur von Flut zu Flut zu leben, lässt trotzdem vertrocknen.
Was ich gelernt habe:
Die große Liebe braucht das Große nicht.
Die große Liebe findet das Kleine viel besser.
(2)
Jemand hat ein Lied über Liebe in einem sehr alten Buch geschrieben.
Ich würde gern ergänzen:
Die Liebe ist groß und hartnäckig.
Die Liebe verkantet sich manchmal und zerlegt das Getriebe.
Die Liebe schlägt sich manchmal alle Gliedmaßen auf und braucht dann Pause.
Liebe heißt auch, einen Fremden im Zug zu treffen und sich trotz 20 Jahren
Altersunterschied und tausenden Kilometern Heimatentfernung ein Gespräch
lang verbunden zu fühlen. Liebe heißt dann eine Umarmung zum Abschied und
das Wissen, sich wahrscheinlich nie wieder zu sehen.
Die Liebe legt sich zu mir ins Bett, damit ich da nicht alleine rumliege.
Die Liebe fliegt an das andere Ende des Kontinents, um zu sein.
Die Liebe hat gar keine Herzform. Die Liebe hat meistens genau zwei Arme,
zwischen die ziemlich perfekt ein anderer Körper passt.
Die Liebe sagt: hier, guck mal. Ich hab uns Pommes gemacht.
Die Liebe ist weit.
Die Liebe wächst überall.
Die Liebe braucht nicht mehr als ein Gegenüber, um zu sein.
An guten Tagen kannst du dir sogar selbst dein Gegenüber sein.
(3)
Ich schreibe:
Fear is a fucking real thing.
Liebe auch.
Vergiss das nicht.