Das ist Dir bestimmt schon einmal aufgefallen: Mitten in der Handlung bricht ein Film ab und einer der Charaktere wendet sich plötzlich an das Publikum. Oder Romanfiguren denken über den Fortgang der Handlung des Romans nach. Immer wieder kommt es vor, dass Kunstwerke sich quasi selbst beobachten, vielleicht sogar selbst deuten oder zumindest Deutungsmöglichkeiten anbieten. Was soll das? Ist das ein witziges Spiel? Oder fügt es dem Werk tatsächlich etwas Sinnvolles hinzu? Micha Kunze hat schon vor einiger Zeit für das Cobains Erben WebMag einen Artikel geschrieben mit dem Titel „Alles ist Meta, und niemand hat Schuld“, in dem er über dieses Phänomen nachdenkt. Wir haben ihn eingeladen, mit uns darüber zu reden. Und wer Micha kennt, weiß, dass er jede Menge schlauer Dinge zu sagen hat. Aber hört selbst.
Michas Artikel findet ihr hier:
https://cobainserben.de/literatur/alles-ist-meta-und-niemand-hat-schuld/
Michas Crowdfunding für sein neues Album „Regen & Neonlichter“ findet Ihr hier:
https://www.startnext.com/en/micha-kunze
Wow, tolle Gedanken, die ihr da bringt! Muss man fast schon öfters hören bei all dem Input.
Ich teile den Pessimismus, dass die Postmoderne mit all den Fragmentierungen letztlich ins Gegenteil umschlägt. Die Wiederkehr des Autoritarismus lässt Grüßen. Bin mal gespannt…
Was die postmoderne Kunst angeht: Letztlich ist der Postrukturalismus – ich will nicht sagen ausschließlich, das wäre zu weit gegriffen, und auch falsch, aber dann doch zu einem immensen Anteil – Heidegger-Interpretation. Und zwar in dem Sinne, dass das Ende der Metaphysik das, was ist, von seinem „Zentralpunkt“ löst und nach links und rechts ausschlagen lässt. Sie zieht also eigentlich die horizontale Linie immer weiter.
Es gibt aber noch eine andere Möglichkeit. Nämlich das, was ist, in die Vertikale zu verlängern. Also immer tiefer, anstatt weiter zu gehen. Terrence Malick oder auch Jon Fosse arbeiten meiner Meinung nach so. Durch Langsamkeit, durch Wiederholungen, durch Stimmungen wird das Seiende aus der „normalen“ Intentionalität geholt und dadurch fragwürdig, bleiben dabei aber im Grunde sehr „einfach“.
LG
Schön zusammengefasst und doch am Ereignishorizont stehen geblieben.
Die MetaEbene von Deadpool finde ich einfach doof.
Für mich wurde mit „22 Jump Street“ über den Hai gesprungen.
Tarantino hat es ja gemäß dem prinz´schen „Alles nur geklaut“ doch immer wieder geschafft, eigene Geschichten zu erzählen und die popkulturellen Referenzen waren stets nur die Beilage und nicht das Hauptgericht. Ähnlich erzählt auch Joker (2019) eine Geschichte, die von Taxi Driver/The King of Comedy (beide M. Scorsese) inspiriert sind, aber dennoch eine originäre Geschichte mit eigenen Ideen bringt.
Ihr habt ja selber Gegenbeispiele gebracht; ganz so kulturpessimistisch bin ich da auch wieder nicht. Es gibt immer noch Regisseure, die was auf dem Kasten haben und die man auch machen lässt wie zuletzt Alex Garland in „Civil War“.
Francis Shaeffer hatte ja auch vorausgesagt, dass „am Ende der Zeit“ keine Unterscheidung mehr zwischen Fälschung und Wirklichkeit getroffen werden können wird und in Hinblick auf KI war das mehr als prophetisch. Da Film jedoch immer schon gefälschte Wirklichkeit war, wird sich so gesehen auch wieder gar nicht so viel ändern…