HORROR: Warum wir uns mit der Angst konfrontieren

Es macht wirklich nicht allen Spaß, aber manche unter uns schauen sich ganz gerne hin und wieder einen Horrorfilm an oder nehmen gar einen Horrorroman zur Hand. Warum eigentlich? Ist die Welt nicht schon schrecklich genug? Reicht es nicht, einfach die Tagesschau anzumachen? Angesichts von Kriegen, Terrorakten und Umweltkatastrophen gibt es doch genug Gründe, um sich schockiert abzuwenden. Aber gerade das ist ein spannendes Detail, dem wir in diesem Gespräch nachgehen: Warum wenden wir uns vom realen Horror ab, dem fiktiven aber zu? Warum kann es sogar sinnvoll sein, dass wir uns mit unseren Ängsten konfrontieren? Wir reden über Horror als Genre und darüber, warum wir glauben, dass es manches einfach besser kann als andere Genres. Viel Spaß!

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4 Kommentare

  1. zur Episode: Knackige Folge, die mir als HorrorKostVerächter doch mal wieder Lust auf das Genre und dessen Untiefen gemacht hat.
    Manko: Im Bereich „Horror“ gibt es einfach unglaublich viel Schrott und Billigproduktionen.

    zu Horror allgemein: Für Tiefe, Hintergrund & Existenzialismus bin ich immer zu haben, aber da sehe ich bei den meisten auch hochgelobten Produktionen wenig.
    „Midnight Mass“ läuft bei mir unter DramaSerie mit (zunehmend) HorrorElementen, wobei die meisten guten HorrorFilme eben auch als Drama abliefern.

    Mein persönliches Problem mit Horror ist, dass ich die meisten dieser Filme nicht ernst nehmen kann bzw. die SplatterOrgien gar nicht ernst nehmen will, wo sie sich doch so sehr darum bemühen, mich zu schocken etc. Als Jugendlicher zündet das Genre m.E. auch mehr, da man sich noch viel leichter ins Boxhorn jagen lässt. Und die Tropen der dummen Protagonisten sind spätestens nach dem dritten Film auch nervig (gibt es einen Film, in denen auch mal kluge Entscheidungen getroffen werden?).
    Von mir als gut erachteter Horror spielt wie Scream, The Cabin in the Woods oder auch der Komödie Tucker & Dale vs. Evil eher auf der MetaEbene und macht sich über das eigene Genre lustig. Ein Splatter, der mir zuletzt gefallen hat, war Piranha (3D), der aber auch eine Verballhornung des aus heutiger Sicht Schnarchfests „Der weiße Hai“ ist – nur mit mehr Blut & – Jay wird es freuen – Titten.

    zum „Ekel-Horror“: Hier hätte man auch noch über Till Lindemann und seine ständig provokativen Videos sprechen können, zuletzt etwa Zunge oder NSL. schlägt in dieselbe Kerbe.
    Irgendetwas Faszinierendes hat dieser übertriebene Ekel am Ende doch noch. Wie eine Katharsis aus der Hölle, der man als Mensch doch so sehr entkommen möchte, auch gerade wenn man sie manchmal durchzumachen scheint. „Torture Porn“ ist für mich der Beweis dafür, dass auch knallharte Nihilisten etwas zum Ergötzen brauchen; ein Thema, welches Tom Six (The Human Centipide) wohl in seinem neuestem Machwerk „The Onania Club“ (Trailer gibt es im Netz; „eigene Gefahr“) adressiert.
    Und nicht zuletzt erinnert mich dieses Thema dann auch an eure Folge zu Giger, der sich – um den Kreis zu schließen – auch an Alien gewagt hat.

    zu Barbie: Ich bin nach wie vor der Meinung, die auch Jay im Reflab vertreten hat. Die ersten 30 Minuten des Films waren ein echter Kinorausch; danach ging es flott bergab – und die Einführung des Patriarchats in Barbieland war mir zu platt; und die Wiedereinführung des status quo (mit minimal besseren Bedingungen für Ken) war mir dann einfach zu doof (auch wenn ich die Spiegelung der aktuell-gesellschaftlichen Verhältnisse durchaus verstehe!); bisher konnte mich auch keine Filmbesprechung davon überzeugen, dass ich hier etwas übersehen hätte. Auch die viel gefeierte Rede über die in sich widersprüchlichen Ansprüche an Frauen fügte sich nicht in den Film ein; das hätte man gut und gerne als Abschluss eines StandUps/Kabaretts bringen können.
    Klar ist der Film feministisch, aber – wie auch Wolfgang M. Schmitt in seiner Filmanalyse dargeboten hat – macht das längst keinen guten Film. Und welche gesellschaftliche Vision verkündet man denn oder suhlt man sich tatsächlich nur in den Problemen und zeigt keine neuen Wege auf?

    • Ja, genauso geht es mir mit Barbie auch. Für mich funktioniert er als Film wirklich nur mäßig.
      Das Gespräch mit meiner Tochter entzündete sich zwar am Film (und meiner Kritik daran), ging aber dann um Feminismus im allgemeinen. Hierfür wurde ich dann zu Recht ausgezählt (das Barbie ein schwacher Film ist und auch als feministischer Film höchstens fragwürdig, lasse ich mir nicht so schnell nehmen ;-))

  2. Yes! Die Horrorfolge, auf die ich schon so lange gewartet habe! 🙂

    Wie immer ein guter Talk. Ich hatte mir währenddessen ein paar Anmerkungen und Einwände aufgeschrieben, aber ihr (vor allem Jay) habt es dann selbst immer wieder aufgegriffen und beantwortet.

    Was ich sehr interessant finde, wenn man über Genres nachdenkt: Es ist mein Eindruck, dass man bei einem Drama, in dem eine Actionszene vorkommen würde, immer noch von Drama spräche.
    Andersherum ist da dieses Bedürfnis, wenn „plumpe“ oder „schmuddelige“ Genres wie Action, Horror oder SciFi auch realistische Emotionen, eine tiefere Psychologie oder zwischenmenschliche Beziehungen zeigen, dass man das „Drama“ dann gerne noch hinzu-klassifiziert.
    Ist es, weil man sich eine Absolution erteilen will? „Als Intellektuelle*r fand ich das gut, weil es war ja auch Drama.“
    Oder sprengt es so massiv die eigenen Kategorien? „Das kann ja kein Horror sein, das ist ja eher Drama.“

    So klang es für mich auch in der Besprechung von Midnight Mass an.
    (Den anderen Talk, den ihr da zitiert habt, muss ich noch hören)

    Ein Horror-Nerd würde Midnight Mass als „slow burn“ bezeichnen. Also etwas, das gerade deshalb gut wird, weil die Daumenschrauben gaaaaanz langsam angezogen werden. Dass „das Unheimliche“ am Werk ist, merkt man ja von Anfang an.
    Und gleichzeitig bekommt es durch die Charaktere und die Allegorie/Parabel eine Qualität.
    Wie Jay würde ich also „guter Horror“ sagen, anstatt von „fast schon Drama“ zu sprechen.

    Ich liebe Horror, weil es in diesem Genre eine Beschäftigung mit der eigenen Angst, der eigenen Sterblichkeit, eigenen Sehnsüchten, eigenen existenziellen Fragen usw. gibt.

    Ob die Beschäftigung mit der Frage nach Gott/Teufel/Theodizee in „The Exorcist“,
    Der Umgang mit der Endlichkeit des Lebens (schon bei „Dracula“ und „Frankenstein“ – aber eigentlich immer),
    Trauer und Familienstrukturen in „Hereditary“,
    Und, und, und….
    Selbst niedere Triebe wie Rache („Last House on the left“) und Gier („im Auftrag des Teufels“) werden köstlich und erschreckend behandelt.

    Als sehr angstbehafteter Mensch fühle ich mich nach einem Horrorfilm – auch nach sinnlosem Gesplatter – total gelöst. Ich schlafe besser, bin ganz euphorisiert.
    Ganz anders als nach den Nachrichten aus Israel/Gaza…

    Soweit meine ersten Gedanken. Muss jetzt leider arbeiten.
    Vielleicht später mehr 😉

    • Ein Horror-Nerd würde Midnight Mass als „slow burn“ bezeichnen. Also etwas, das gerade deshalb gut wird, weil die Daumenschrauben gaaaaanz langsam angezogen werden. Dass „das Unheimliche“ am Werk ist, merkt man ja von Anfang an.
      Und gleichzeitig bekommt es durch die Charaktere und die Allegorie/Parabel eine Qualität.
      Wie Jay würde ich also „guter Horror“ sagen, anstatt von „fast schon Drama“ zu sprechen.

      Sehr gute Beobachtung. Da gehe ich voll mit.

      LG,
      der Jay

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