Schräg, böse und zeitlos – Über den Kultfilm ‚Fight Club‘

Ihr musstet lange drauf warten, aber jetzt ist es endlich da: unser Gespräch über David Finchers Kultfilm ‚Fight Club‘. Obwohl das Werk schon über 20 Jahre alt ist, ist es immer noch zeitlos, mitreißend und hochaktuell.

Als Fight Club 1999 in die Kinos kam, erschienen uns die Ereignisse, die er schildert, abgefahren und schräg. Zu schräg, um sich mitten unter uns abspielen zu können. Heute sind wir schlauer. Nicht nur den Anschlag auf das World Trade Center hat er quasi vorweggenommen. Auch der Terror des IS, die existierenden Prepper Gruppen, die sich auf den Umsturz der Bundesrepublik vorbereiten, oder die grassierenden Verschwörungstheorien sind wie ein Widerhall dieser verrückten und dann doch gar nicht so verrückten Geschichte.

Wir erklären euch, warum der Film eine spirituelle, ja sogar apokalyptische Reise beschreibt und warum die Geschichte kein bloßes Krawallfest, sondern eine kluge Beobachtung des menschlichen Daseins ist. Glaubt ihr nicht? Hört’s euch an!

Übrigens: Herzlichen Dank an Elisabeth, die diese Show seit Neuestem mit einem kleinen, aber regelmäßigen Beitrag unterstützt! Wenn du wissen willst, wie das geht, schau auf unserer Seite https://cobainserben.de/du-kannst-uns-helfen/ vorbei.

32 Kommentare

  1. Ich hab – trotz des ernsten, heftigen Zentrums des Talks (große Kunst!) – Tränen gelacht ob des Zitats dieses Film-Marketing-Typen über den blutenden Brad Pitt!

    Gerne mehr davon, also nicht mehr Zitate, sondern mehr Film – oder Serienbesprechungen, ist n gutes Konzept! Und Ihr habt ja auch beide viel beizutragen 👌
    Beste Grüße aus dem Rheinland, Kathrin

  2. Hallo ihr zwei,
    ich höre sonst begeistert euren Hossatalk Podcast und war schon ein paar mal kurz davor Cobainserben abzuhacken. Mit dieser Folge habt ihr es geschafft meine Aufmerksamkeit zu binden! Ich hatte den Film irgendwann vor Jahren einmal zumindest halb gesehen, natürlich nur auf der „Unterhaltungsebene“. Hab den Film kurzerhand auf euer anraten (bei Amazon Prime) angeschaut und dann eure Folge fertig gehört. Muss sagen: „Hab den Film sehr genossen wie auch euren Talk und … Top! … weiter so … ich bleibe am Ball … dieses Format gefällt mir!“

    (P.S. Bei der Prime Version ist glaube ich hier und da etwas beschnitten worden – aber ihr habt ja jedes Detail ausgiebig besprochen 😉)

    Liebe Grüße (vom fast höchsten Punkt des Westerwald)
    Jens

  3. Hey ihr Erben,

    Danke für den Hammertalk zu einem Hammerfilm! (Muss ihn mir ganz bald wieder reinziehen)

    Ich schließe mich Kathrin an: neben den großen ästhetischen Fragen könnt ihr bitte sehr gerne öfter auch einzelne Werke besprechen. Wobei Vorschläge aus der Community hier schwierig sein könnten. Ihr müsst ja was mit dem Werk verbinden und nicht unser Wünsch-dir-was abarbeiten.

    Fight Club ist auf meiner Liste der besten Filme aller Zeiten ebenfalls ziemlich weit oben – und ich gehöre zu jenen, die Gofi erwähnte als damals zu jung fürs Kino.
    Als ich ihn dann für mich entdeckte, hatte er schon Kultstatus und gehörte zu den Filmen, über die es hieß, man müsse sie gesehen haben.
    Aber das sagt man ja auch von „Vom Winde verweht“… und dann hat Fight Club mich einfach weggeblasen wie Edward Nortons Wohnung im 15. Stock…

    Es hat mir auf jeden Fall sehr viel Spaß gemacht, eure Insights in den Film zu bekommen und noch was dazu zu lernen. Sehr cool!

    Mein Lieblings-meta-moment in dem Film ist übrigens: willst du zum Schluss noch was sagen? – mir fällt immer noch nichts ein… – Ah, Rückblendenhumor.

    Und jetzt noch kurzer Filmnerd-Klugschiss:
    Als der erste Film mit komplett elektronischen Soundtrack gilt „Forbidden Planet“ (1956, mit der nackten Kanone, Leslie Nielsen, höchstpersönlich als Proto-Captain Kirk)
    Aber bei Finchers Filmen hat die elektronische Musik jetzt schon Markenzeichen-Qualität. Gab ja für The Social Network sogar den Oscar für die Musik (für mein Idol: Nine Inch Nails‘ Trent Reznor). Es passt einfach perfekt zu seinem kühlen und technischen visuellen Stil.

    Freu mich jetzt schon auf die nächste Folge!

    Gerrit
    .

    • Mein Lieblings-meta-moment in dem Film ist übrigens: willst du zum Schluss noch was sagen? – mir fällt immer noch nichts ein… – Ah, Rückblendenhumor.

      Den Moment liebe ich auch. Da freue ich mich jedes Mal drauf wie ein kleiner Junge. 🙂

      LG,
      der Jay

  4. Hallo 🙂!

    Danke für den spannenden Talk – ich hab in den letzten Jahren öfter gedacht, dass ich mir „Fight Club“ mal wieder anschauen könnte, hatte dann aber ehrlich gesagt immer etwas Schiss, dass ich ihn nicht mehr ganz so geil finden könnte wie mit 18/19 (als ich ihn entdeckt und mehrfach gesehen habe) – und wollte mir den Film sozusagen nicht nachträglich verderben… Aber jetzt habe ich richtig Lust bekommen, ihn mir mal wieder reinzuziehen!

    Übrigens noch eine kleine Anmerkung zu der Frage, was Frauen wohl an dem Film finden könnten: Ich kann da natürlich nur für mich und nicht für mein gesamtes Geschlecht sprechen, aber ich fand „Fight Club“ so ziemlich aus denselben Gründen phantastisch, aus denen ihr so darauf steht. Brad Pitts Oberkörper hat da jedenfalls eine sehr, sehr untergeordnete Rolle gespielt 😉

    Ich freu mich jedenfalls schon auf eure nächste Folge. Viele Grüße!

  5. Was ein Talk!
    Der Film bietet wirklich eine krude Mischung aus MindFuck, Inception, eine Brise Wolf of Wall Street.
    Schade, dass Fincher mit „Mank“ letztes Jahr wirklich abgestunken hat.

    Meine Geschichte zu Fight Club: Ich hörte so im Jahr 2009/10 munkeln, dass der Film Wahnsinn sein soll.
    Als dann im Radio der Film damit beworben wurde, dass dies der Film sei, in dem Brad Pitt alle Kampfkünste meistern würde, habe ich ihn gesehen. Das Radiogewäsch hat sicherlich nicht mehr danebenliegen können, aber nicht zu meinem Nachteil.

    Zur FSK-Debatte:
    Die FSK 18 lag nicht nur an der Gewalt.
    siehe: https://www.schnittberichte.com/schnittbericht.php?ID=2236

    Zu eurer Deutung: Ich habe gegen die durchaus schlüssige Interpretation einen inneren Widerstand.
    Aber verdammt! habe mir die letzte Minute eben nochmal angesehen.
    Er sagt ihr, dass er ihr Vertrauen haben möchte, dass alles gut wird – just in dem Moment, als die Gebäude in sich zusammenfallen. Er greift ihre Hand; sie sehen sich an. Penis, Schnitt und Aus. Alles auf null.
    Soll die Frau die Antwort auf alle Probleme des Lebens sein? Das scheint mir zu billig zu sein, aber ich kann den Faden gerade leider nicht weiterspinnen.
    Soll der Protagonisten zurück zum „normalen“ Leben gehen, aus dem er eigentlich entfliehen wollte?
    Die Lücke zwischen Nihilismus und Routine scheint nicht gefunden worden zu sein.
    Töte den, der du eigentlich sein willst?!
    Und wenn jede Gebundenheit schadhaft ist, warum sollte er sich an eine Frau binden?

    Ansonsten gäbe es noch die Deutung, dass auch Marla nur der Phantasie des Protagonisten entspringt, aber das sehe ich als sehr dünn an.

    Zum prophetischen Aspekt: Ein Stück weit ist auch der Finanzcrash 2008/09 vorweggenommen worden.

    Tipp für künftige Filmbesprechungen: Vielleicht nicht so ausführlicher Inhaltsblock.
    Ansonsten weiter so!

    Bin gespannt, welcher Film oder Roman als nächstes unter die Lupe genommen wird 🙂

    • Hey, das freut mich, dass Dir der Talk gefallen hat. Ja, die Finanzkrise hätten wir natürlich eigentlich unbedingt erwähnen sollen. Und die Inhaltsangabe war definitiv (zu) lang. Ist uns ja schon im Talk aufgefallen 😉

      Soll die Frau die Antwort auf alle Probleme des Lebens sein? Das scheint mir zu billig zu sein, aber ich kann den Faden gerade leider nicht weiterspinnen.

      Wie im Talk gesagt, glaube ich nicht, dass Marla die Antwort ist, sondern sein Weg zur Antwort. In ihr findet er Kontakt zur echten Realität. Also zu dem, wie man so schön sagt, was auch dann noch da ist, wenn man nicht mehr daran glaubt. Echtes Leben. Ein echtes Gegenüber. Und ja, Liebe.

      Soll der Protagonisten zurück zum “normalen” Leben gehen, aus dem er eigentlich entfliehen wollte?

      Wo sonst soll reales Leben statt finden?

      LG,
      der Jay

      PS Und danke für den Link zum Schnittbericht. Hatte ich nicht gewusst, dass für FSK 16 sogar auch Redeanteile geschnitten wurden. Manchmal weiß man nicht so recht, was die FSK da treibt…

    • Tatsächlich habe ich nach dem Talk drüber nachgedacht, ob Marla möglicherweise auch nur Fiktion ist. Wie lässt sich sonst erklären, dass sich in der Hodenkrebs-Gruppe niemand an ihrer Anwesenheit stört?
      Was sagt Jay dazu? 😉

      • Spätestens am Schluss, wenn Marla von den Space-Monkeys ins Hochhaus getragen wird, während Tyler und der Erzähler ihren Kampf ausfechten, wird das aber schwierig. Es sei denn, auch die Space-Monkeys sind nur Einbildung. Dann wäre wohl der ganze Film eine Art Visualisierung des berühmten Schmetterlings-Gedichtes von Zhuangzi:

        Gestern Nacht träumte ich,
        ich wär ein Schmetterling
        und flog von Blume zu Blume.
        Da erwachte ich und siehe:
        Alles war nur ein traum.
        Jetzt weiß ich nicht:
        Bin ich ein Mensch der träumte,
        er sei ein Schmetterling,
        oder bin ich ein Schmetterling,
        der träumt, er sei ein Mensch?

        LG,
        der Jay

  6. Danke, Jay, für dein geduldiges Feedback und die Klarstellungen.

    Die Finanzkrise 2008/09 hatte nur die Ironie, dass sich am System ja eigentlich nichts geändert hat. Und auch in Fight Club wissen wir nicht, wie es weitergeht.
    Ein Umstand, den Wolf of Wall Street dann wieder gekonnt ironisiert hat.

    Für einen Menschen, der mit Beziehungen und Frauen nie viel Glück hatte, hört sich das mit der Frau dann in den schlechten Momenten immer etwas schal an.
    Am Ende stehen „Namenlos“ und Marla ja quasi auch vor einer Leinwand, auf der das Unvermeidliche passiert. Und sie können nicht mehr anders als sich einander zuzuweden, weil in der Gemeinschaft die letzte Hoffnung liegt.

    „Das, was auch dann noch da ist, auch wenn man nicht mehr daran glaubt.“
    DANKE. Hatte ich so trotz christlicher Prägung noch nie gehört.
    Stimmt mich tröstlich weit über den Film hinaus. Genau für solche Sätze höre ich euch Woche für Woche bei meinen Waldspaziergängen.

    Für mich ist die Deutung des Penis hingegen klar: Edward Norton ist durch alles Leid endlich zu einem harten Mann geworden neben Marla :D.

    Mit „normales“ Leben meinte ich das Leben, das am Anfang persifliert wird.
    Der Film bleibt – wenn auch auf intelligente Art und Weise – die Antwort auf die alte Frage „Wie sollen wir denn leben?“ schuldig.

    Ein weiterer Gedanke: Im Fight Club fügt man sich ja nur physisch Schmerzen zu.
    Das. woran der Mensch aber wächst, sind mehr die seelischen Nöte, die man zu Beginn in der Selbsthilfegruppe findet.
    Sich physisch zu verletzen scheint wie ein Ersatz auf der Suche nach tieferen Schmerzen und ja – auch Heilung.
    Man kann sich ja auch nicht wirklich willentlich „emotional“ verletzen, wenn beide wissen, dass es nur ein Spiel ist.
    Habe den Gedanken noch nicht zu Ende denken können…

    Zu der Inhaltsangabe: Es war dennoch unterhaltsam. Hatte den Film schon ein paar Mal gesehen, aber schon ein paar Jahre nicht und durch eure Beschreibung ist man richtig in das Vergnügen zurückgeworfen worden.
    Also wenn es gar keine Inhaltsangaben gäbe, fände ichs auch schade.
    Und bei J und Gofi gibt es halt entweder den Extended Cut oder nichts – gar nicht böse gemeint. Wenn es nicht so wäre, könntet ihr ja nur halb so gut podcasten.

    • Für mich ist die Deutung des Penis hingegen klar: Edward Norton ist durch alles Leid endlich zu einem harten Mann geworden neben Marla :D.

      Haha. Made my Day!!!!!

      Der Film bleibt – wenn auch auf intelligente Art und Weise – die Antwort auf die alte Frage “Wie sollen wir denn leben?” schuldig.

      Ja, da haste Recht. Vielleicht könnte man aber konstatieren, dass Fight Club zumindest sagt, „wie man nicht leben sollte“. Die Schablone dafür wäre der ganze Film von Anfang bis Ende. Das „aber wie denn nun?“ bleibt er dann schuldig. Allerdings, wenn man meiner Deutung folgt, wäre das ja erst ein zweiter Schritt. Bevor man sich fragt, wie man leben soll, muss man schließlich erst mal „am leben sein“.

      Ein weiterer Gedanke: Im Fight Club fügt man sich ja nur physisch Schmerzen zu. Das. woran der Mensch aber wächst, sind mehr die seelischen Nöte, die man zu Beginn in der Selbsthilfegruppe findet. Sich physisch zu verletzen scheint wie ein Ersatz auf der Suche nach tieferen Schmerzen und ja – auch Heilung. Man kann sich ja auch nicht wirklich willentlich “emotional” verletzen, wenn beide wissen, dass es nur ein Spiel ist. Habe den Gedanken noch nicht zu Ende denken können…

      Das finde ich auch interessant. Dann wäre der Fight Club nicht ein nächster Schritt hin zum Erwachen (meine Deutung), sondern eher ein Rückschritt, mit dem sich der Erzähler wieder von der Chance zu wachsen entfernt, die sich ihm in den Selbsthilfegruppen böte, wenn er sich tatsächlich auf sie einließe.

      LG,
      der Jay

  7. „Ja, da haste Recht. Vielleicht könnte man aber konstatieren, dass Fight Club zumindest sagt, “wie man nicht leben sollte”. Die Schablone dafür wäre der ganze Film von Anfang bis Ende. Das “aber wie denn nun?” bleibt er dann schuldig. Allerdings, wenn man meiner Deutung folgt, wäre das ja erst ein zweiter Schritt. Bevor man sich fragt, wie man leben soll, muss man schließlich erst mal “am leben sein”.“

    Das ist im Übrigem meine Metathese, dass Kunst(werke) nie eine echte Alternative darlegen, sondern allenfalls die Schwächen und auch Stärken einer bestimmten Philosophie darlegen können.
    Wenn Sie uns erlösen könnten, bräuchten wir Jesus ja nicht mehr.

    Zur Deutung des Films:
    „Leid. Leid ist real.
    Nihilismus kann es nicht mit Skeptizismus unterminieren.
    Totalitarismus kann es nicht unterdrücken.
    Zyniker können ihm nicht entgehen.“
    (Jordan Peterson: 12 Rules for Life, 307)
    Für mich geht es auch um die Unverfügbarkeit des Leids.
    Keiner kann sich selbst die emotionalen Schmerzen zufügen, die ihn schlussendlich weiterbringen.
    Klar bereitet man sich auch viele Leiden selbst, aber die Ursache (Kinderlosigkeit, Partnerlosigkeit, Verlust eines Verwandten etc.) hat der Mensch nicht selbst in der Hand.
    In Fight Club geht es eher um den Leidensdruck, der sich aus der Sinnlosigkeit des Lebens an und für sich ergibt. Das, was da ist, auch wenn man es am liebsten nicht da hätte. Die Frage nach einer Aufgabe und Sinn.
    Für mich ist Spiritualität falsch gelebt, wenn sie – nach dem großartigen Vortrag Siggi Zimmers – einen Dornbusch entzünden möchte anstatt sich auf die Ödnis der Wüste einzulassen. Egal, was Mose getan hätte: Gott hätte ihn so oder so zu dieser bestimmten Zeit vor den Dornbusch geführt.
    In der Ödnis hat Mose ja auch nicht wirklich gelebt – ja seine Situation könnte man sogar mit der aus Fight Club vergleichen. Beschissener Job, Alltagsleben mit seiner Zippora halt, aber keine Lebensaufgabe. Und Gott schweigt und schweigt und schweigt…

    Und auch bei der Geschichte vom Propheten Elia auf dem Berg Karmel geht es um das Entzünden eines Feuers.
    Die Baalspriester ritzen sich, dass das Blut herabfloss und wollen so ihren Gott zur Entzündung des Feuers bewegen.
    Ein Art entferneter Proto-FightClub auf dem Berg Karmel in dem Sinne, dass Selbstverletzung zum Fortschritt führen soll.

    Elia betete um Feuer und Gott gab es ihm.
    Mose wartete einfach ab – ohne jegliche Verheißung oder Zukunft.

    Für alles weitere müsste ich den Film nochmal ansehen.
    Wenn ich es mit dir, Jay, ausdiskutieren würde, würde ich mich quasi aus Prinzip für die Variante „Der Held scheitert – jedoch auf hohem Niveau.“ entscheiden und sehen was dabei herumkommt.
    Fight Club ist auch in meiner Liste der 10-12 Lieblingsfilme, aber mittlerweile weiß ich gar nicht mehr wirklich, warum ich ihn so hoch gewertet habe.
    Klar ist es kein MindFuck der Sorte „Einmal sehen reicht.“. Als Jugendlicher haben mich wohl die nihilistischen Tendenzen (ja – auch ich habe einen kleinen Atheisten zu hüten) sowie die gesamte Machart des Films eingenommen.
    War aber noch kurz vor der Zeit als ich in Filmen wirklich eine tiefere Ebene gesucht habe.

    Zur Kunstzerstörung:
    Bei den biblischen Königsberichten zerstört ein guter König immer die „Opferhöhen und Altäre der falschen Götter.“ Dass da wohl auch Kunst zerstört wurde, wird erst gar nicht problematisiert.

    P.S.: Wie bekommt man diese hilfreichen Zitatzeichen hin?

    • “Der Held scheitert – jedoch auf hohem Niveau.”

      Das wäre auch schon mal eine gute Arbeitsthese.

      Bei den biblischen Königsberichten zerstört ein guter König immer die “Opferhöhen und Altäre der falschen Götter.” Dass da wohl auch Kunst zerstört wurde, wird erst gar nicht problematisiert.

      Das stimmt. Die Nicht-Problematisierung macht es aber nicht richtig. Sklavenhaltung wird in der Bibel auch nicht problematisiert. Ziemlich viele moderne zivilisatorische Entwicklungen entspringen Kritiken an früheren „Kulturgütern“, die biblisch nicht problematisiert wurden (zB Patriarchat, Monarchie, Gewalt in der Erziehung, Todesstrafe uswusf). Elia hätte sicher seine helle Freude am Vorgehen des IS gehabt, das macht das, was der IS tut, aber nicht richtig (im Umkehrschluss müsste das dann natürlich genauso für Elia gelten). Wenn wir die Ermordung von Ungläubigen durch den IS ablehnen, können wir nicht Elias Massaker an Baalspriestern heilig sprechen. Wenn wir die Zerstörung von Kunstwerken heute für falsch halten, müssen wir sie zu jeder Zeit für falsch halten, egal wie fromm ein König war, der sie verbrach.

      Wie bekommt man diese hilfreichen Zitatzeichen hin?

      In dem du vor den zu zitierenden Text blockquote schreibst und dies mit >< einrahmst. Und dahinter /blockquote setzt und dies ebenfalls mit >< einrahmst. (Sorry für die komplizierte Umschreibung, aber wenn ich den ganzen Befehl hinschreibe, versucht wordpress ihn umzusetzen 😉 ).

      LG,
      der Jay

  8. Für Gofi noch der Hinweis auf ein Video, welches Roman und Film vergleicht.
    Link: https://www.youtube.com/watch?v=OpDhXDprKh0

    Meine damalige Mitschrift:
    Nur kleinere Details geändert – Botschaft geändert?

    Ähnlichkeiten
    Aufbau + Handlung
    Teils wörtliche Übernahme aus Buch

    Unterschiede
    1. Die Konsumrede wird im Buch von einem FC-Mitglied und im Film von Tyler gehalten.
    -> mehr Wirkung, wenn A-List-Schauspieler die Rede hält, was aufging

    2. Im Buch ist Tyler gewalttätiger und wird im Film etwas softer dargestellt.
    -> Im Film sind die Hochhäuser leer.

    3. Erstes Treffen mit Tyler
    Film: Flugzeug (Mentor) -> raus aus der Comfortzone
    Buch: FKK-Strand (Homoerotik)

    4. Marlas Hintergrundgeschichte
    Film: Unsympathisch (geht zu Krebstreffen ohne ersichtlichen Grund)
    Buch: Sie geht dorthin, um sich lebendig zu fühlen Hat Brustkrebs.

    5. Hochhäuser
    Film: Tyler will jeden von Schulden befreien. -> Zuschauer „verehren“ ihn
    Buch: Er will eine messianische Legende werden. Die Bomben gehen aber nicht hoch wegen Tylers Fehler -> Zuschauer lachen ihn aus.

    6. Fehlende Ende
    Buch: Erzähler in Klappse. (Erzähler wird zur Vaterfigur, die er selbst nie sein wollte)
    Film: Triumphierende Note (bekommt Marla)

    • Danke für den Youtube-Link. Kannte ich noch nicht. Der fasst die Unterschiede Buch – Film wirklich gut zusammen, denke ich.

      Wie im Talk erwähnt, sind beide Versionen der Geschichte auf ihre eigene Weise interessant. Stellt man sie nebeneinander, kriegt man die gleiche Geschichte mit unterschiedlichen Schwerpunkten/ Betonungen, was die Erzählung insgesamt bereichert. So habe ich es jedenfalls empfunden. Bei schlechten Buchverfilmungen ärgert man sich ja oft über die Änderungen gegenüber ihrer Vorlage, bei Fight Club fand ich sie sehr stringent, um die Geschichte eben aus einem leicht anderen Winkel zu erzählen. Fast so als spiele sie in einem alternativen Universum, dass von dem des Buches nur gering (aber durchaus pointiert) abweicht. Man könnte vielleicht zuspitzen: Buch und Film verhalten sich eher zueinander wie Markusevangelium zu Matthäusevangelium und nicht wie Markusevangelium zu Johannesevangelium 😉 . Der Vorteil ist, das Buch lohnt sich immer noch, auch wenn man den Film schon kennt und umgekehrt.

      LG,
      der Jay

  9. Das hier ist auch eine wirklich gute Analyse von Fight Club, die eine Menge verschieden Aspekte aus dem Film herausholt:

    https://www.youtube.com/watch?v=h2kXPcT1rKM

    Lohnt sich wirklich sehr!

    Und hier noch ein toller 10 Minuten Clip in dem hauptsächlich der Fight Club Roman-Autor Chuck Palahniuk und der Drehbuchschreiber des Films Jim Uhls darüber sprechen, wie die Geschichte bzw das Script entstanden ist (das ist nicht nur inhaltlich sondern auch für Künstler/ Gechichtenerzähler interessant):

    https://www.youtube.com/watch?v=GiOuUP9z7l4

    LG,
    der Jay

  10. Wow ! Männer ! Dachte es sei schwieriger einen Podcast über einen Film zu machen – es ist gelungen. Super gemacht. Danke Jay dass ich ihn zum ersten Mal (deinen ca15tes mal) mit dir schauen durfte/ konnte. Und dann noch eine Idee- wie wäre es mal Truman Show zu besprechen bei dem Erben Podcast ( ihr deutet den Film ja auch kurz an 😉 however – weiter so ! Danke Ihr Beiden ! C.

    • Hey, Christian, danke schön für den lieben Kommentar. Freut mich wirklich SEHR, dass Dir der Talk so gut gefallen hat. 🙂 Truman Show könnten wir uns tatsächlich irgendwann mal vornehmen.

      LG,
      der Jay

  11. Hammergeil, danke für die Zusammenfassung. Musste den Film wieder durchgehen. Was für eine Romanidee once in a lifetime. Ich hatte saubock gekriegt auf irgend eine schräge Gruppe, die echt was bewirkt (Hospiz, Fernschule für Afrika…) nur auf krasse Weise mit geilen Ansagen und Gemeinschaft und schräge Aktionen. Musste an unseren Schülerstreich denken, als wir mit laufenden Kettensägen und Leatherfacemasken über den Schulhof rannten. Lasst uns was losmachen, Cobains ERben dieser Welt.
    Seh grad, dass ich meine Pillen noch nehmen muss vorm abendlichen Kamillentee.

  12. Ihr habt einfach Talent, die Dinge auf den Punkt zu bringen! Alle beide! Kompliment!

    Wie Jay, der den Film auf irgendeiner Ebene auf die zwei Fragen bringt: „Wie real ist das, was du denkst, was real ist, und, wer bin ich und bin ich vertrauenswürdig?“

    Die Feststellung von Gofi, dass der Protagonist Tyler erst entwickeln muss, um frei zu werden und ihn dann aber wieder töten muss, um wirklich frei zu sein, fand ich auch sehr schön auf den Punkt gebracht.
    Das findet, glaube ich, bei vielen von uns statt, wenn auch nicht so dramatisch und nicht so abgedreht. Aber wir haben schnell eine Version von uns selbst im Kopf, die wir gerne sein möchten, aber leider (noch) nicht sind. Auf gewisse Veränderungen können wir hinarbeiten, wir können uns anpassen oder über uns hinauswachsen, das ist gut so, gehört wahrscheinlich auch zu der gesunden Entwicklung dazu. Aber an irgendeinem Punkt müssen wir das Idealbild von uns selbst loslassen und einfach so sein, wie wir sind – sonst verlieren wir uns selbst und werden toxisch, leben nicht mehr wirklich.

    Ich kann eben nicht sein, wer immer ich sein will – ich bin, die ich bin, und das ist gut so. Und ja, erst, wenn ich meinen Platz zwischen der Ideologie und der realen Welt gefunden habe, kann ich den Anderen sehen und kann wirklich lieben.

    Was mich am FightClub auch immer fasziniert ist der Satz ganz am Anfang: The first step to eternal life is you have to die.

    Da denke ich immer an eine Zeile in einem Rap Song: Everybody want to go to heaven, nobody want to die.

    Sprache ist einfach etwas Wundervolles!

  13. Hi Jay,

    Euer Podcast über FC hat mich echt motiviert, wieder große Filme zu sehen. Habe jetzt auch wieder mal Magnolia und 12 Monkeys angeschaut. Lange hatte ich gesundheitlich nicht so den Zug zu Filmen (davor bin ich sehr oft ins Kino gegangen und war echter Nerd). Hättest Du Bock mal einen Kanon der top 10 Filme der letzten 15 Jahre hier hochzuladen, da hab ich einiges verpasst und grad echt Bock drauf. So, jetzt schau ich 6th sense

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