Left Behind: Rise of the Antichrist – Wir analysieren den schlechtesten Film der letzten 10 Jahre

Wir haben für Euch den schlechtesten Film der letzten 10 Jahre geschaut, damit ihr es nicht mehr tun müsst. ‚Left Behind- Rise of the Antichrist‘ basiert auf der Romanreihe von Tim LaHaye, der einer der Vordenker der religiösen Rechten in den USA ist. Das macht diesen Film unserer Ansicht nach so relevant, selbst wenn er handwerklich erschreckend schwach ist und im deutschen Diskurs wohl kaum eine Rolle spielen wird. Doch sind die Aussagen, die er trifft, und die Mittel, die er wählt, der feuchte Traum eines jeden Verschwörungsgläubigen. Worum es geht, welche Mittel der Film wählt und was wir daran so schlecht und gleichzeitig gefährlich finden, das erklären wir Euch in diesem trotz allem launigen Talk. Gute Unterhaltung! (Das Episodenbild ist ein Screenshot der IMDb-Seite von ‚Left Behind – Rise of the Antichrist, angefertigt am 20. 09. 2023)

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4 Kommentare

  1. ÄntaiKraist 😀

    zu Nic Cage: Bei seiner Karriere ist Ende der 00er-Jahre ein klarer Karrierebruch bemerkbar, aber sein Werdegang seitdem ist auch legendär einmalig und ja – ab und an taucht er noch in nicht zuletzt wegen ihm allein sehenswerten Produktionen auf.

    zu DeNiro: Auch der Rentner DeNiro ist zusehends verflacht, aber mit „The Irishman“ und wohl auch dem baldigem „Killers of The Flower Moon“ beweist er sein anhaltend schauspielerisches Talent.

    zum Voice-Over: Martin Scorsese wird ja immer wieder mal dafür gerügt, dass er es mit der Stimme aus dem Off einfach nicht lassen kann; allen voran in seinen Gangsterfilmen.
    Goodfellas „As far as i can remember i always wanted to be a gangster.“
    Wolf of Wall Street: „My wife, Naomi, the Duchess of Bay Ridge, Brooklyn. A former model an Miller Lite girl. Yeah. She was the one with my cock in her mouth in the Ferrari, so put you dick back in your pants.“
    Casino: „But in the end, I wound up right back where I started. I could still pick winners, an I could still make money for all kinds of people back home. And why mess up a godd thing? And that´s that.“
    Irishman: „Sometimes with something like this, you might want to go to the bathroom first. It gives you a chance to make sure no followed you in. It also gives you a chance to make sure nobody in the bathroom you have to worry about. It also gives you chance to go to the bathroom.“

    Doch spricht bei Scorsese kein allwissender Autor aus dem Off, sondern meist der Protagonist selbst. Und es ist deutungsoffen, für wie viel bare Münze der Zuschauer seine (oftmals übertrieben selbstbeweihräuchernden) Worte nehmen muss bzw. darf. Man kann eine eherne Filmregel also auch immer elegant und künstlerisch brechen.

    zur Propaganda: Das fand ich sehr schön herausgearbeitet, dass es eben nicht als massenverführendes Werk wie „Jud Süss“ oder in abgeschwächter Form „300“ zu tun hat, sondern als reinen Thesenfilm, der die sonntägliche Predigt in Bilder oder eben ein kulturelles Erzeugnis gießt. Wobei hier noch die Frage zu stellen wäre, warum man trotz Predigt eben auch Bilder benötigt. Ketzerisch könnte man gar behaupten, dass die aus der bilderfernen protestantischen Tradition entstandenen Neuevangelikalen den „Bildersturm“ in sich verkehren. Sind solche Filme also das, was die Kirchenmalerei im „Mittelalter“ gewesen ist?

    zur WhiteBoard: ja, die war toll; da wäre sogar Doc Brown vor Neid erblasst 😀
    was sonst noch: Ich fande sogar mehr das interessant, was man nicht gesehen hat. So verzichtet der Film sowohl auf Hardcore-Verschwörungsschwulst wie die Echsenmenschen, flache Erde etc. als auch auf politische Themen wie Gendern und Geschlechtergerechtigkeit. In gewissem Sinne stellt der Film also den Minimalkonsens dessen dar, was man in dieser Nische tunlichst zu glauben hat. Und auch der Vatikan als großes Feindbild in evangelikaler Eschatologie spielt bezeichnenderweise gar keine Rolle.

    P.S. Auf den kommenden Talk freue ich mich ebenfalls; das hatte ja damals bei HossaTalk nicht mehr geklappt, wenn ich mich richtig entsinne.

    P.P.S.: So nach 2 Verrissen dürft ihr bei der nächsten FilmFolge aber gerne auch mal wieder ins Schwärmen geraten :).

  2. Vielen Dank für Eure Bewahrung. Ich habe Euer Gespräch genossen, auch wenns aufnahmetechnisch etwas Probleme gab. Allerdings habt Ihr den Fim so eindrücklich beschrieben, dass ich jetzt zumindest mal reinschauen würde. Im Trailer wurden die kritischen Punkte für mich nicht so deutlich. Bin auch gespannt auf Euer Gespräch mit Annika.
    Zum Inhalt: Ihr habt das für mich sehr klar herausgearbeitet, dass der Film eine Propaganda für ein dispensionalistisches Weltbild ist. Das muss einem beim Anschauen auf jeden Fall klar sein.
    The Leftovers interessiert mich jetzt natürlich auch.
    Und zum Schluss: Das Anliegen des Webmag finde ich super. Eine Plattform, die Kunst und Künstler zusammenbringt und diesen eine Plattform gibt.

  3. Hallo,

    danke für das Gespräch über den Film, den ich mir dann doch trotz Eurer Warnungen vorab gestern reingezogen habe. Aufs erste mal gesehen fand ich ihn gar nicht so katastrophal schlecht wie Ihr, aber als ich dann heute Euren Talk fertig hörte, konnte ich doch die meisten Eurer Kritikpunkte nachvollziehen.
    Ein Detail, das mir auffiel im Film und von Euch unerwähnt blieb ist Folgendes: Der letztendliche Antichrist und Weltherrscher heisst Carpathia und kommt natürlich aus Rumänien. Damit sollen natürlich Assoziationen mit dem blutsaugenden Monster Graf Dracula geweckt, der ja auch in den Karpaten hauste. Möglicherweise sollen damit aber auch Assoziationen zum Sowjetkommunismus/Stalinismus hergestellt werden, wovon der rumänische Kommunismus unter Caucescu mit seiner berüchtigten Geheimpolizei Securitate eine der schlimmsten Ausprägungen war. Da werden – natürlich besonders in den USA – Bilder und Ängste vor Unfreiheit, Diktatur und Gleichschaltung bedient. Vielleicht hattet Ihr ja einfach keine Zeit mehr dafür, aber mir schien es doch ein nicht ganz unwichtiges Detail.

    • Ich vermute ehrlich gesagt, dass das Chart im Film (das ja vermutlich (habe es nicht überprüft) ein Ausdruck eines tatsächlicher Bibelstellenstapels ist) darüber Auskunft geben würde, warum der Antichrist Rumäne sein soll. Ich glaube weniger, dass Dracula dafür Pate stand, als dass es Ausdruck einer bestimmten Interpretation von Bibelstellen ist (Irgendwas wie „und der Fürst des Nordens (*) – *mit noch irgendner kryptischen Info, was sich auf Rumänien deuten lässt – wird sich an die Stelle Gottes setzen“ oder so).

      LG,
      der Jay

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